PEER GESSING
Der in Baden-Baden lebende Künstler Peer Gessing war bereits zwei Mal auf dem Kunstrasen Open Air dabei. Für die Gruppenausstellung des Kunstrasen am 7. Juli steuert er drei Werke bei – zu sehen am Ausstellungsort im Altes Rathaus.
1967 in Berlin-Zehlendorf geboren, wuchs der Künstler in Biberach an der Riss auf. Bis 1993 studierte er an der Staatlichen Akademie und war dort bis 1994 Projektassistent in Interdisziplinärem Gestalten. Peer Gessing lebt und arbeitet seit 2010 in Baden-Baden am öffentlichen Richard-Wagner-Gymnasium . Er unterrichtet Kunst und Deutsch.
Gessing ist Mitglied im Berufsverband Bildender Künstler, der Künstlergruppe 79 – Heidelberg, im Künstlerbund Rhein-Neckar und in der Gesellschaft der Freunde junger Kunst Baden-Baden. Er hat an zahlreichen Ausstellungen, Aktionen und Perfomances teilgenommen.
Romantik und das Symbolfeld der Sehnsucht
Die Arbeiten Gessings haben einen konzeptionellen Ansatz, der sich mit der Prozesshaftigkeit von Kunst beschäftigt. Er schafft Gemälde, Fotos, Performances, Installationen und Bücher. Durch den Verweis auf die Romantik und das Symbolfeld der Sehnsucht richten sich seine Werke gegen eine Konditionierung der Wahrnehmung. Durch die Übermalung wird das kollektive Gedächtnis in Frage gestellt. Eine objektive Wahrheit kann und soll sich nicht einstellen. Das Motiv des Kopfes versteht sich als Wiederholung und ist als exemplarischer Schaffensakt zu begreifen, der immer wieder den Anfang des Lebendigen (auf) sucht.
All In oder all-over – Übermalung als ästhetischer Eingriff
Peer Gessing bedient sich der „Übermalung“ als Stilmittel seit den Anfängen seines Schaffens.
1986 beginnt er Bücher zu übermalen. Dicke schwarze Pinselstriche bilden auf dem Hintergrund des Textes archaische, hieroglyphenartige Zeichen und Formen, die mehr Malerei als Schrift sind.
Die Übermalung als „ästhetischer Eingriff“ ist eine Methode mit vielen aktuellen Bezügen. Der Künstler bearbeitet mit seinem Duktus, seinem Zeichen/ Tag die durch einen bestimmten Inhalt bedeutungsgeladene Oberfläche. Das alte Bild ist der neue Hintergrund, die Übermalung eine weitere Schicht des Bildes.
Im Kommunikations- und Informationszeitalter, das scheinbar endlose Produktions- und Vervielfältigungsmöglichkeiten bereit hält, wirft die grenzenlose Verfügbarkeit von Bildern und Information die Frage nach der Bedeutung von Kopie und Original im Massenmedium, dem Internet, nach Wahrheit, Sinn und Wert auf.